Der Bericht über das sensationelle Konzert von Bob Dylan und Mark Knopfler!
Die ältere Dame am Nebensitz schüttelt entsetzt den Kopf: „Das kann doch unmöglich Bob Dylan sein?“ meint sie. Schon nach den ersten Takten des Meisters wird klar: Bob Dylan ist alt geworden – und mit ihm seine Fans.
7500 Besucher waren am 8. November in die ausverkaufte Olympiaworld Innsbruck gekommen, um zwei der einflussreichsten Musiker des 21. Jahrhunderts live zu bewundern: Bob Dylan und Mark Knopfler.
Beide sind ohne Zweifel Ausnahmekünstler. Und doch könnten die Unterschiede nicht größer sein: Knopfler, der ruhige, symphatische Rocker und Dylan, der Mundharmonika spielende Revoluzzer, „the guy who forced folk into bed with rock“.
Der erste Teil des Abends gehört Mark Knopfler, dem Gitarrenvirtuosen der Dire Straits. Wie Dylan ist auch Knopfler kein Mann der großen Bühnenaction: er selbst ist die Show, das Zentrum des Gitarrenuniversums, der Zeus des Musik-Olymp.
Eine extrem klare Akustik (wie sonst nur in Konzertsälen) sorgt schon beim ersten Anschlag seiner roten Fender Stratocaster für den typischen Knopfler-Sound: Gitarrentöne in ihrer reinsten Form. Neben altbewährtem präsentiert er auch einige Songs aus seinem neuen Album – mit einem überraschend starken Einfluss von Folk. Dieses Gefühl wird auch von seiner Band vermittelt, die mit einer Vielzahl an Instrumenten einen Hauch von Irischer Mystik in die Olympiaworld zaubert. Bei „Brothers in Arms“ wird das wahre Können Knopflers klar: dieses Meisterwerk der Musikgeschichte sorgt mit seinem unverkennbaren Intro immer noch für Gänsehaut. Tosender Applaus bricht aus – Knopflers ruhige, aber gewaltige Stimme berührt die Masse. All die Jahre haben Knopfler vielleicht äußerlich verändert, aber musikalisch ist er immer noch ungeschlagen.
Dies kann leider von Bob Dylan nicht behauptet werden: obwohl er als der eigentliche Star des Abends angepriesen wird, verlassen Besucher mit enttäuschten Gesichtern schon nach seinen ersten Songs den Saal. Dass die Konzerte von Bob Dylan nichts mit seinen Platten gemein haben, ist wohl den meisten seiner Fans bekannt. Mainstream- und ,Blowin in the Wind‘ Fans sind bei seinen Livekonzerten sowieso falsch am Platz.
Polarisierend und auf eine gewisse Weise ,anders‘ waren seine Konzerte ja schon immer – dieses Mal ist es aber ,ganz anders‘. Vielleicht liegt es an der ungemütlichen Olympiahalle? Der schlechten Beleuchtung? Auf jeden Fall liegt es an Dylans Stimme, dass überhaupt keine Stimmung aufkommt. Die ersten Reihen versuchen zwar, die Halle zu Standing Ovations zu ermutigen – so wie bei Knopfler klappt es aber einfach nicht.
Die Songs werden bis zur Unkenntlichkeit zerstört – selbst Klassiker wie „Like a Rolling Stone“ sind kaum zu erkennen. An der Band liegt es sicher nicht – allesamt Profimusiker, die versuchen, die Show zu retten. Der Mann, der als einer der wichtigster Vertreter der Musikszene gehandelt wird, klingt plötzlich wie eine Mischung aus Wolfgang Ambros und Axl Rose.
Auch wenn dies von vielen Medien immer wieder als ,Neuerfindung Dylans‘ bezeichnet wird, mussten selbst eingefleischte Dylan-Fans zugeben, dass die Stimme keinen Vergleich zu früher zulässt. Selbst die größten Musiker der Welt werden irgendwann älter – mit ihnen ihre Stimme. Vor wenigen Tagen hat Bob Dylan übrigens „50 Jahre auf der Bühne“ gefeiert. Alles Gute.
Maximilian Höller, THM Media