Der Bericht über die Show aus dem fernen Osten!
Von außen lässt sich das Zelt des Chinesischen Akrobatikzirkus nicht von einem normalen Zirkus unterscheiden. Einzig der Geruch des altbekannten Strohs fehlt. Es ist eben ein Zirkus ohne Tiere. Der Mensch ist das Tier. Überhaupt ist die Bezeichnung ,Zirkus‘ nicht mehr zeitgemäß: wer eine klassische Vorstellung erwartet, hat weit gefehlt. Der Zirkus (insbesondere der Akrobatikzirkus) hat sich längst zu einem Multimedia-Spektakel der Extraklasse entwickelt. Eine Show, die keinen Sinn unberührt lässt.
Den Chinesischen Akrobatikzirkus gibt es seit 1952. Vieles hat sich seit den Anfängen verändert – auch die Akrobaten: sie sind jung und extrem motiviert. Teilweise wirken sie fast wie Kinder: geschmeidig und gelenkig winden sie sich in schwindelerregender Höhe und zeigen die unglaublichsten Tricks aus dem ,Land der Mitte‘.Dennoch herrschte bei vielen Besuchern (800 waren in das ausverkaufte Zelt gekommen) nach dem ersten Teil Ernüchterung: manche Kunststücke wirkten noch nicht wirklich ausgereift, auch das ein oder andere Malheur blieb den Besuchern nicht erspart. Bei manchen Artisten zweifelte sogar der unerfahrene Zirkusbesucher an deren Professionalität.
Als deutlich spektakulärer erwies sich der zweite Teil der Show: Schlangenfrauen und Hochseilartisten zeigten ihr Können. Als Höhepunkt kristallisierte sich eine menschliche Schaukel heraus – die Artisten flogen dabei ungesichert durch die Luft, begleitet vom Trommelwirbel aus der Konserve: das Live-Orchester gibt es nicht mehr. Offensichtlich auch keinen Tontechniker: Die Musik stoppt abrupt – Zusammenhänge sucht man vergeblich. Auch die Qualität lässt zu wünschen übrig: Surround sound ist hier – im wahrsten Sinne des Wortes – noch Zukunftsmusik. Die Besucher drückten nach dem spannenden und nervenaufreibenden Ende am Hochseil dennoch gerne eine Auge zu: am Schluss gab es tosenden Applaus für die Akrobaten aus dem fernen Osten.
Fazit: einem Vergleich mit ,Cirque du Soleil‘ oder ,Afrika! Afrika!‘ hält der Chinesische Akrobatikzirkus nicht Stand. Abgesehen von der wenig innovativen Licht- und Tontechnik trennen die Akrobaten noch Welten von der Perfektion der ,großen Brüder‘. Trotzdem lohnt sich der Besuch – die Artisten sind motiviert und geben ihr Bestes.
Maximilian Höller, THM Media