„Girl Gone Wild“ – Gigantische Show, minimalistischer Gesang.
Bei ihrem Konzert in Wien hat Madonna wieder einmal das getan, was sie am besten kann: sich inszenieren. Dass die Musik dabei auf der Strecke bleibt, ist eigentlich nichts Neues. Umso mehr verwundern deshalb die zahlreichen negativen Kritiken in diversen Medien.
War das Madonna – Universum nicht immer schon eine farbenfrohe Explosion von Effekten und Showeinlagen? Eine grelle und polarisierende Welt voller Superlativen und Extravaganzen? Die Musik wird da schnell einmal zur Nebensache – für Madonna war sie schon immer Mittel zum Zweck.
Die Erwartung einer perfekten Live-Stimme sollte daher bei Madonna erst gar nicht aufkommen – wie immer geht es auch bei ihrer aktuellen Show „MDNA“ um das Gesamtkunstwerk.
Und dieses war in Wien – um es in einem Begriff zusammenzufassen – einfach gigantisch. 76 Trucks lieferten das Material für eine Bühne der Extralative: schier unendlich beweglich und technisch auf dem allerletzten Stand – und mitten drinnen Madonna.
Mit über einer Stunde Verspätung schwebte sie (von Buhrufen begleitet) in einem Beichtstuhl auf die Bühne. Girls they just wanna have some fun/Get fired up like smokin‘ gun/On the floor til the daylight comes. Und tatsächlich hat Madonna im ersten Teil der Show sichtlich Spaß gehabt: ob mit der Kalashnikow in „Revolver“ oder mit den jungen Tänzern in „Gang Bang“. Und die Live-Version von „Hung Up“ klingt im Stadion einfach gigantisch.
Auch wenn die älteren Songs teilweise nur angespielt werden, kommt sofort das Gefühl der Disco-Queen auf. So muss es also in den 80er und 90er Jahren gewesen sein, als Madonna am Höhepunkt ihrer Karriere war. Wobei, ist Madonnas Karriere nicht ein einziger Höhepunkt? Bis heute ist sie eine der ganz wenigen wirklich „Großen“: mehr als 300 Millionen Alben hat sie bisher verkauft, dass sind mehr als Rihanna und Lady Gaga zusammen. Apropos Lady Gaga: spätestens seit „Born This Way“ ist Madonna nicht gut auf sie zu sprechen – Grund: zu große Ähnlichkeiten mit eigenen Songs. Als Provokation gab’s „Born This Way“ dann als kurzen Ausschnitt zu hören. Und an Provokation mangelte es generell nicht: das umstrittene Video mit Ausschnitten einer französischen Politikerin gab es ebenso zu sehen wie Madonnas (halbnacktes) Hinterteil.
Als Ausgleich zu den neuen Songs waren gegen Ende doch noch zwei Klassiker zu hören: eine (gelungene) Neuinterpretation von ‚Like a Virgin“ und eine Gospel-Version von „Like a Prayer“. Nach weniger als zwei Stunden (um Punkt Mitternacht) endete die Show mit „Celebrations“.
Trotz der schlechten Akustik im Stadion und der stimmlich eher geringen Leistung war das Konzert absolut sehenswert. Es ist eben immer noch Madonna – frei nach Nicki Minaj: „There is only one queen, and that’s Madonna!“
Maximilian Höller, THM Media